Wenn Ihr mir von Euren persönlichen Lieblingsstellen im Buch berichtet, fragt Ihr auch gerne mal nach meiner persönlichen Lieblingsstelle, aber es gibt so viele! Ich liebe vor allem die kleinen Kabbeleien zwischen den SoKo-Kollegen Antonio Brucati und Daniel Dosske:
Hier eine davon, während einer Observation:
……… Danach tat sich für eine lange Zeit nichts mehr was in den Bericht der beiden SoKo-Beamten hätte Eingang finden müssen.
„Mir ist langweilig“, maulte Dosske. „Vielleicht sollten wir doch noch mal die Nachbarn befragen. Du weißt doch: Der liebe Gott sieht alles, die Nachbarschaft noch mehr!“
Brucati lachte wissend über Dosskes Bemerkung. „Hier wohl nicht, hast den Bericht doch auch gelesen“, antwortete er, „keiner hat was gehört oder gesehen!“
„Hm“, brummte Dosske, während Antonio Brucati auf dem Beifahrersitz saß und aus einer Papiertüte sein zweites Frühstück, ein Fischbrötchen aus dem Fischgeschäft vor welchem sie ihr Auto geparkt hatten, herausholte.
„Schmatz‘ nicht so“, quittierte Dosske böse, kaum das Brucati das erste Mal abgebissen hatte.
Brucati merkte schon die ganze Zeit, dass sein Kollege heute nicht besonders gut drauf zu sein schien.
Daniel klagte bereits den ganzen Morgen über kalte Füße; er kannte die Symptome, eine Erkältung würde sicher folgen und dementsprechend war der SoKo-Mann jetzt schon schlecht gelaunt.
„Ich schmatze gar nicht“, empörte sich Brucati mit vollem Mund nuschelnd, kaute und schluckte. „Jetzt hast du doch Lust auf so’n Brötchen. Das ist wieder mal typisch, ich hatte dich gefragt ob ich dir eins mitbringen soll“, warf er dem Kollegen mürrisch vor.
„Ich habe schon zuhause gefrühstückt!“, gab Dosske bissig zurück.
„Ich auch, aber was liegt schon näher, als hier“, Brucati deutete auf das große Schauaquarium im Fenster des Geschäfts, in welchem diverse Speisefische ihre Kreise zogen, „ein frisches Fischbrötchen mit fein geschnittenen Zwiebeln und leckeren Gurkenscheiben zu essen?“ Er schmunzelte und wollte gezielt seinem Kollegen den Mund wässrig machen. „Die Gewürzgurken sind schön knackig!“, lockte er.
„Das Ding stinkt!“ rümpfte Dosske die Nase. „Wie heißt es doch so schön: Riech’ ich dein Aroma, fall’ ich gleich ins Koma!“ gab er zum Besten.
„Mir schmeckts jedenfalls“, erklärte Brucati genüsslich kauend.
„Es ist mir unbegreiflich, dass du bei den Mengen, die du tagtäglich verschlingst, nicht längst geplatzt bist“, raunte Dosske neidisch, der stets Probleme mit seinem Gewicht hatte, was sich bei den monatlichen Fitnessabsolvierungen im Leistungszentrum zeigte. Die nächste war bald fällig und ihm graute schon jetzt davor. Daniel beneidete seinen Kollegen um seine schlanke Figur, für die Toni, was zumindest das Essen betraf, nicht das Geringste tat.
„Du denkst doch nur schon wieder an den Fitnesstest nächste Woche“, mutmaßte Brucati, und lag damit ja so richtig.
„Nö“, log Dosske, „wie kommst du denn darauf?“ fragte er gekünstelt.
„Och, nur so“, gab Brucati zurück und beäugte auffällig das kleine Bäuchlein, das sich über Dosskes Hosenbund wölbte.
Daniel sah an sich herunter, zog den Bauch ein und brummte trotzig: „Lieber einen Bauch vom essen als einen Buckel vom arbeiten!“
„Kommt auf die Ausmaße an“, setzte Brucati schmunzelnd nach.
Der Pförtner trat aus dem Verwaltungsgebäude heraus, verließ durch das Törchen, das er hinter sich zuzog, das Gelände und lief die Straße herunter in Richtung des Bäckerladens ein paar Häuser weiter.
„Siehst du, der geht auch frühstücken“, kommentierte Brucati und bestätigte mehr sich selbst die Richtigkeit seines Handelns.
Dosske rückte seinen Körper noch einmal ins rechte Licht, getreu dem Motto ‚Bauch rein, Brust raus’ setzte er sich in eine gestraffte Positur und rechtfertigte sich übertrieben entsetzt: „Du wirst doch nicht etwa behaupten, dass ich dem Kollegen aus Tölz ähnlich sehe!“ Und spielte damit auf den wirklich viel zu runden Kommissar einer TV-Serie, die gerade mal wieder im Fernsehen wiederholt wurde, an.
„Aber nein, wie könnte ich nur!“, entgegnete Brucati und das übertriebene Entsetzen in seiner Stimme war eindeutig gespielt. Er musterte seinen Kollegen offensichtlich und stichelte weiter. „Ich sehe da nichts, was nicht mit ein bisschen Bewegung wieder in Form gebracht werden könnte!“
Dosske war leicht sauer. Brucati wusste genau, dass das sein ‚Wunder Punkt’ war und er ritt darauf herum. „Wie heißt es doch so schön: Treib Sport, oder du bleibst gesund!“, wehrte er sich.
Brucati lachte, brach den Rest seines Fischbrötchens mitten durch und hielt die eine Hälfte Dosske unter die Nase. „Hier, zier dich nicht so, nimm schon!“
Der aufdringlich leckere Duft des Brötchens stieg Daniel verführerisch in die Nase, und es roch wirklich appetitlich. Seine Augen fokussierten einen Zwiebelring der sich gegen den Teilvorgang gesträubt hatte, nun weit aus dem Brötchen ragte und vor Daniels Gesicht baumelte. „Nein danke, ich will wirklich nichts“, verneinte Dosske patzig, den in seinem Mund zusammengelaufenen Speichel schluckend und drehte demonstrativ seinen Kopf von Brucati weg. Dosske blickte auf die andere Straßenseite wo er Kommissarin Stein vor dem Zeitungsstand an der Ecke entdeckte. Sie besah sich interessiert tuend die Postkarten an einem Steckständer. Während sie diesen drehte, wanderte ihr Blick immer wieder an den Bildern vorbei in Richtung Lagerhallen.
„Hoppla“, entfuhr es Dosske, er deutete in Steins Richtung und schubste Brucati mit dem Ellenbogen an, wobei das vorwitzige Zwiebelstück aus dem halben Brötchen auf Brucatis Hose fiel, was dieser mit einem verärgerten „Porco dio!“ kommentierte. …………….