Was war ihre Motivation für den Thriller ‚Frankfurt Ambika‘?
Nach ‚Deckname Chamäleon‘, den ich ja bekanntlich meinem Ehemann gewidmet hatte, war natürlich ein Thriller für meine Tochter fällig. Da sie als studierende Mutter nie viel Zeit hat, durfte dieser Thriller, im Gegensatz zu ‚Deckname Chamäleon‘ (528 Seiten), nicht zu umfangreich werden. So entführe ich die Leser mit ‚Frankfurt Ambika‘ auf 233 Seiten in die Welt der Studierenden. Genauer gesagt spielt eine Universität in Frankfurt eine gewisse Rolle in dem Gespann aus Forschung und Serienmord.
Baut ‚Frankfurt Ambika‘ auf ‚Deckname Chamäleon‘ auf?
Nein, der Thriller ist ein in sich vollkommen abgeschlossenes Werk. Man braucht ‚Deckname Chamäleon‘ nicht als Vorgeschichte für ‚Frankfurt Ambika‘ gelesen zu haben. Natürlich werden sich ‚Deckname Chamäleon‘-Leser an manchen Stellen heimisch fühlen und bei den Charakteren schmunzelnd ein ‚Typisch‘ empfinden, was für einen ‚Neuleser‘ aber nicht wichtig ist.
Wie waren die Reaktionen auf ihr erstes Buch und die Charaktere?
Faszinierend, würde Mr. Spock sagen. (hebt eine Augenbraue) Ich fand es einfach klasse, wenn man mich auf das Buch angesprochen hat. Überrascht hat mich, dass vermutet wurde, bestimmte Charaktere im Buch wären realen Personen aus Dreieich nachempfunden. Nur um das klarzustellen, nein, und nochmals nein! Ich schreibe um vom Alltag abzuschalten, da nehme ich bestimmt nicht eine ‚Nase‘, die ich in der realen Welt um mich habe, in die Welt der SoKo Spinnennetz mit.
Aber zurück zu den Charakteren; da die SoKo Spinnennetz-Truppe in ihrer Besetzung damals gut ankam, wollte ich auf keinen Fall bei ‚Frankfurt Ambika‘ auf Daniel Dosskes mitreißend lustige Art oder Antonio Brucatis verständnisvolle Einfühlungsgabe verzichten! Gerade über seinen, also Tonis Werdegang bei der GSG 9 erfährt man etwas mehr in diesem Buch. Die beliebten verbalen Kabbeleien zwischen Brucati und Dosske kommen natürlich auch nicht zu kurz. Die altbekannten Gesichter von SoKo-Chef Thomas Christ mit seinem Sean-Connery-Charme und der mit einem großen Herzen ausgestatteten Samira Stein sind natürlich auch wieder mit von der Partie. Fuhrparkleiter Schäfer, der ‚Dialektgeplagte‘, fehlt natürlich auch nicht. In der Welt der SoKo Spinnennetz dürfen sie einfach nicht fehlen. Allerdings gibt es auch neue Gesichter, u.a. wird mit Forensiker Fynn Pfeiffer ein sehr interessanter SoKo-Beamter eingeführt. Und dass Dosske seine geliebte Pizza Nummer Fünf bei Johann Freibichler in der Kneipe ‚Bei Johnny‘ bestellt, ist doch auch klar. (schmunzelt)
Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und meinen Lesern für die erquicklichen e-mails und Gespräche danken. Es ist total faszinierend zu hören wie meine Charaktere ankommen oder was in sie hineininterpretiert wird. Dieser Austausch mit den Lesern macht einfach nur Spaß. Danke!
In dem aktuellen Thriller spielt wohl auch die Presse eine gewisse Rolle?
Ja, ich habe kurzerhand das wöchentlich erscheinende Nachrichtenmagazin ‚Der Beobachter‘ kreiert. Zwei Journalisten des Beobachters begeben sich auf Recherche und recherchieren sich geradewegs in die Ermittlungen der SoKo. Dabei lernt Kommissarin Stein die Fotojournalistin Pfitz kennen. Bei den beiden starken Frauen sehe ich für die Zukunft schon eine interessante freundschaftliche Verwicklung für den nächsten Fall der SoKo.
Diesmal dreht sich die Handlung um das Thema Human-Computer-Interaction?
Ja, Christs SoKo ‚knabbert‘ sozusagen an einem Fall der sich unter anderem mit dem Thema HCI befasst. Eine sehr interessante Materie, speziell die Kognitionswissenschaft mit ihren zwischen Sensorik und Motorik vermittelnden, bewussten oder unbewussten Prozessen. Die Recherchen zu dem Thriller waren absolut fesselnd, nicht zuletzt weil das menschliche Gehirn so spannend ist. Dieser Supercomputer hat eine unglaubliche Speicherkapazität. Setzt man jede der vielen Verbindungen einem Computer-Bit gleich, entspricht das bis zu eintausend Terabytes, das wären mehrere hundert Millionen Bücher. Und wenn man daran drehen könnte, d.h. diesen Speicher nach Belieben anzapfen oder füttern könnte, das wäre der Hammer.
Aber nicht nur alleine das Thema HCI wird in ‚Frankfurt Ambika‘ angeschnitten, sondern auch die Möglichkeiten von Biochips. Ich glaube, da liegt in der Medizin ein unglaubliches Reservoire an Möglichkeiten, denkt man z.B. an die Fähigkeit das Wachstum von Zellen oder auch die Produktion von Hormonen bis zum gewünschten Maß anzuregen, oder die Stimulierung bestimmter Hirnregionen um auf Psychopharmaka zu verzichten.
Wie schon bei der Nanotechnologie, um die es in ‚Deckname Chamäleon‘ ging, habe ich bei den Recherchen zu der Human-Computer-Interaction und den Biochips für ‚Frankfurt Ambika‘ festgestellt, wie faszinierend die wissenschaftlichen und industriellen Chancen sind. Allerdings ist auch hier der Grat zwischen ‚ethisch vertretbar‘ und ‚moralisch unmöglich‘ wieder sehr schmal. Der Thriller zeigt dies in erschreckender Weise auf. Trotzdem hoffe ich, dass es mir auch mit ‚Frankfurt Ambika‘ gelingt, einfach ein bisserl Spaß und Spannung beim Lesen zu erzeugen.
Wie ist der Titel ‚Frankfurt Ambika‘ entstanden?
Diese beiden Worte sind der Schlüssel des Thrillers. Wenn ich das jetzt verrate, verrate ich die Lösung. Sorry.
Wo holen Sie sich ihre Ideen?
Ich lese leidenschaftlich gerne Wissens-Magazine, und sehe mit Vorliebe die Dokumentationen auf N24, n-tv oder PHÖNIX, darin stecken jede Menge Hinweise. Aber im Endeffekt überfallen mich die Ideen zu jeder möglichen und unmöglichen Zeit, beim Autofahren, Einkaufen oder Bügeln. Ich sage immer scherzhaft, ausgearbeitet wird das Ganze dann in schlaflosen Vollmondnächten, aber leider trifft dies durchaus manchmal zu. (seufzt) Ich glaube, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, kann man an allen Ecken und Enden Ideen finden. Außerdem gebe ich zu, dass ich von Natur aus sehr neugierig bin.
Sind weitere Thriller geplant?
Nun, ‚Wiederholungstäter‘ bin ich durch ‚Frankfurt Ambika‘ ja schon, und es sieht fast so aus, als würde ich zum ‚Serientäter‘ werden. (lacht) Ja, ich sitze schon an einem neuen Projekt, da will noch ein Thriller aus meinen Fingern, der sich mit ‚mystischen Vorfällen‘ an einer Burgruine beschäftigt. Da muss die SoKo Spinnennetz noch mal ran. Die ‚Stoffe‘ gehen mir nicht aus – hoffentlich?!